“Sportplätze öfter gemäht als bespielt”: Jahreshauptversammlung des SC Tewel
Aus dem Verein
“Sportplätze öfter gemäht als bespielt”: Jahreshauptversammlung des SC Tewel
Tobias Möller
Am 29. September 2021Jahreshauptversammlung und ein großes sportliches Sommerereignis? Gelegentlich sind es die Olympischen Winterspiele, mit denen die Mitgliederversammlung des SC Tewel zusammentrifft – aber eine Fußball-EM im Sommer?
Das hat es bisher noch nicht gegeben beim SCT. Und auch der Ort war einmalig – das Schützenhaus am Sportplatzgelände.
Die Corona-Pandemie verändert so einiges. Und so führte der SC Tewel am Tag des Eröffnungsspiels der Fußball-Europameisterschaft seine alljährliche Hauptversammlung mit entsprechenden Kontaktregeln durch – exakt dreieinhalb Monate später als satzungsgemäß vorgesehen. Während Großvereine wie Schalke oder Dynamo Dresden ihre online durchgeführten Versammlungen wegen technischer Probleme abbrechen mussten, konnte der SCT seine in Präsenz stattgefunden Zusammenkunft, was wie geplant, durchführen. Allerdings nicht ganz im Zeitlimit.Das vorgegebene Ziel, bis zum Anpfiff fertig zu sein, verfehlte die Versammlung allerdings um 18 Minuten. Ein bisschen war aus 2020 trotz der Zwangspause doch berichtenswert, und eigentlich hätte der SCT an diesem Tag, an dem Rückschau auf das vergangene Jahr 2020 gehalten wird, viel zu berichten gehabt. Immerhin sollte das 100-jährge Bestehen gefeiert sein.Aber es kam bekanntermaßen alles anders.
Aber gerade diese “Verlängerung” hatte es in sich: Eberhard Gilberg wurde für nun schon 51 Jahre Zugehörigkeit im SCT geehrt. In seiner kurzen Dankesrede ging er auf seine Anfänge in der Teweler Fußballzeit ein, in der manches Mal noch kurzfristig vor Abfahrt zum Spiel die Mannschaft im Vereinslokal Gieschen komplettiert werden musste. Karsten Bähnke, eigentlich in seiner Mission als Vorsitzender des Sozialverband-Ortsvereins bei der Versammlung, erzählte den Anwesenden die Geschichte eines Mannschaftsfotos aus den 1980er-Jahren, als er als Wirt der “Linde” den Teweler Herrenfußballern mit einem Satz Trainingsanzüge (Trikotwerbung war mit Reklame für Gastronomie seinerzeit nicht erlaubt) – nach Aussage noch immer die qualitativ besten und identisch mit dem des damaligen HSV-Bundesligateams – ausstaffierte.
Last not Least die Ankündigung von Bernd Möhlmann kurz vor dem Schlusspfiff der Versammlung mit “ein paar Worten in eigener Sache”, bei der nächsten Wahl nicht wieder als 1.Vorsitzender zu kandidieren und den “Staffelstab” an die derzeitige Stellvertreterin Heike von Elling weiterzugeben.
In seinem Jahresbericht brachte Möhlmann sein Freude zum Ausdruck, dass immerhin 44 Anwesende der Einladung zu dieser in vielerlei Hinsicht speziellen Jahresversammlung gefolgt seien. Noch mehr erfreute ihn die Tatsache, dass es “Corona-bedingt” praktisch bisher keine Vereinsaustritte gegeben hat, der Verein die Zahl von 450 Mitgliedern halten konnte. Von den Vereinsveranstaltungen aus 2020 wurden nur noch die Fachingspartys und die Jahresversammlung durchgeführt, der Rest fiel aus.
Er bedauerte natürlich wie alle anderen besonders, dass die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen trotz intensiver Vorbereitungen (“alle Verträge waren unterschrieben”) nicht stattfinden konnten. Immerhin gab es dadurch mehr Zeit für die Erstellung der Festschrift, die dann im Herbst 2020 herausgegeben werden konnte. Mittlerweile sind alle 250 Exemplare der Erstauflage vergriffen;die Chronik-Arbeitsgruppe stellt jetzt eine Zweitauflage in Aussicht.
Bernd Möhlmann forderte “kreative und mutige Lösungen”, um die Jubiläums-Feierstunde “relativ zeitnah” durchführen zu können – trotz der Beeinträchtigungen durch die aktuell Situation.
Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf den Sportbetrieb waren das alles umspannende Thema bei den Berichten aus den Sparten. Die Abteilungsleiter lieferten Situationsbeschreibungen, wie zur jeweiligen Phase mit den Beschränkungen umgegangen wurde. Am besten fasste Michael Tödter nicht nur für de Sparte Herrenfußball das Geschehen der letzten Monate zusammen: “Die Plätze wurden häufiger gemäht als bespielt.”
Grundsätzlich war es so, je individueller, je kontaktloser und ‘offener’ das Sporttreiben möglich war, desto geringer die Einschränkungen: So kam die Sparte Tennis am besten durch die Zeit, konnte – nach Aussage von deren Leiter Lorenz Baden – sogar den Aufbau einer neuen Gruppe der “jüngeren Damen” vermelden, so dass die Abende auf der Anlage jetzt gut frequentiert sind und auch in Wintermonaten sei Tennis in de Schneverdinger Halle möglich gewesen.
Die Volleyballer machten das Beste aus ihrer Situation, indem das Beachplatz auf der heimischen Anlage ausgiebig genutzt wurde, andere Events und Wettkämpfe kamen allerdings nicht zustande. Die Fußballer mussten die zweite Saisonannullierung nacheinander hinnehmen, wobei die 1.Herren zum Zeitpunkt des Abbruchs auf dem ersten Platz der 2.Kreisklasse standen. Spartenleiter Tödter brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die kommende Saison wieder reibungsloser verlaufen möchte. Dazu hat der SCT drei Herrenmannschaften (bei den Altherren in Spielgemeinschaft mit der SV Veersetal, in der Altliga mit Veersetal und der SG Wintermoor) gemeldet.
Die Frauenfußballerinnen, so Spartenleiterin Saskia Rosebrock, hatten nach dem Wiederaufstieg in die Bezirksliga den dortigen Klassenerhalt im Blick, mussten sich in der Unterbrechung aber mit Online-Workouts und -Challenges (bei der Heidekreis-Lockdown-Meisterschaft des Soltauer Vitadroms wurde Platz drei erreicht) begnügen. Für die Juniorenfußballer berichtete Torsten Möhrmann, dass neben der langjährigen Spielgemeinschaft mit dem TSV Neuenkirchen darüber hinaus jetzt zwei weitere Kooperationen bestehen: So bei der U15 mit dem SV Soltau unter dem Namen JSG Heidekicker, sowie bei er U13 mit Spielern des vorherigen SG-Nordring-Teams.
Die Hallensportarten hatten es besonders schwer: Vor allem Karate (“Trotz aller Schlagkraft hat es uns erwischt”, erklärte Olf Kranstöver), Tischtennis und die Gymnastikgruppen, bei denen einige ab und an Outdoor-Aktivitäten wie Nordic-Walking einschoben , litten unter dem Lockdown, ebenso wir die Sportangebote in Kurform, zu denen auch auch das Psychomotorische Turnen für Kleinkinder gehört.
Finanziell kam er SCT allerdings recht gut durch die bisherige Coronazeit: Der Verein schloss das Bilanzjahr 2020 nach den Ausführungen von Schatzmeister Hartmut Gieschen mit einem Gewinn von etwa 7.000 Euro. Der Kauf eines Rasentraktors hatte die Gesamtausgaben auf 63.000 Euro zwar deutlich erhöht, aber Zuschüsse und Einsparungen bei den Zahlungen an Übungsleitern durch den Ausfall der Sportstunden kompensierten dies.
Die anstehenden Wahlen brachten einstimmig weitgehend Amts-Bestätigungen: Nicole Röhrs bleibt für weitere zwei Jahre Schriftführerin, ebenso Nicola Ackermann als Sozialwartin. Neue zweite Kassenprüferin ist neben Kerstin Witte jetzt Ursula Renken, die Ralf Bartels ablöst. Die Abteilung Karate wird jetzt von Lennart Delventhal geleitet, Bestätigungen gab es für den Herrenfußball (Michael Tödter), Mädchen- und Frauenfußball (Saskia Rosebrock) und Tennis (Lorenz Baden).
“Wenn eines nicht zutrifft aus den SC Tewel, dann ist es das, besser zu werden” So leitete Carlos Brunkhorst seine Grußworte ein. Der Gemeindebürgermeister spielte dabei gekonnt auf das alljährliche Schlusswort von Bernd Möhlmann an, der seine Ausführungen stets mit dem Zitat von Philip Rosenthal “Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“ beendet. Er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen “aufgeschoben werden mussten, um besser zu sein.” Obgleich auf die Gemeinde bei den Lasten der Pandemie hohe finanzielle Belastungen zukämen, sicherte Brunkhorst die weitere finanzielle Unterstützung der Jugendarbeit in den Vereinen und für Investitionen zu, denn das Motto des Vereins
“Sport + Spaß= SC Tewel” möge Bestand haben.
Heidekreissportbund-Vorsitzender Joachim Homann ging noch einmal auf die Glückwünsche für Brigitta Conrad an diesem Abend im Rahmen der Aktion “Ehrenamt überrascht” ein (BZ berichtete)
und sprach den Anwesenden Mut beim sportlichen Re-Start zu: “Es geht wieder los! Der Sport hat schwere Zeiten hinter sich.Die Sporthallen öffnen, auch Mannschaftssport ist wieder möglich. Homann mahnte allerdings zur Vorsicht, auch angesichts der niedrigen Inzidenzen. “Es spricht für Verein und Dorfgemeinschaft”, dass der SC Tewel keine Mitglieder in der Coronazeit verloren habe. Der Kreissportbund habe hingehen mit dem Rückgang von Mitgliedschaften zu kämpfen, insbesondere dort, von Fusionen mehrerer Vereine zwar in nicht weniger Mitglieder, aber in deren verloren gegangenen Mitgliedschaften in mehreren Vereinen zu Buche schlagen.
“Über Videosport” habe der Sportbund Anreiz zu sportlichen Aktivitäten in der Pandemie gegeben. Dies sei jedoch keine Zukunftslösung, “der Sport lebt von persönlicher Begegnung”, brachte der Sportbund-Vorsitzende abschließend zum Ausdruck.
Foto: Eberhard Gilberg (Mitte) erhielt auf der “Corona”-Jahreshauptversammlung des SC Tewel für über 50-jährige Vereinszugehörigkeit die Ehrennadel in Gold. Links der 1.Vorsitzende des SCT, Bernd Möhlmann, der im kommenden Jahr die erste Position im Verein an die bisherige Stellvertreterin Heike von Elling (rechts) übergeben möchte.